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04.07.2024, 01:07 Uhr

"Aufstieg durch Bildung"

  • 11.01.2008
  • Jugend

Die Bundesregierung hat wie angekündigt ihre Qualifizierungsinitiative gegen den Fachkräftemangel beschlossen. Ein millionenschweres Maßnahmenpaket soll unter dem Motto "Aufstieg durch Bildung" die Aus- und Weiterbildung fördern. Zentrale Maßnahmen sollen Qualität und Wirkungsbreite verbessern und auf diese Weise zur Sicherung von Wachstum und Beschäftigung in Deutschland beitragen.

Mit der Verabschiedung der Initiative folgt das Bundeskabinett dem weit verbreiteten Drängen, dem Mangel an Fachkräften zu begegnen und der Aus- und Weiterbildung auf breiter Basis neuen Schwung zu geben. Die IG Metall beispielsweise hatte bereits vor Monaten eine nachhaltige Fachkräfteinitiative gefordert.

Bildungsministerin Annette Schavan bezeichnete die Initiative als "klares Signal für die Stärkung von Bildungschancen in allen Lebensbereichen, von der frühkindlichen Bildung bis zur Weiterbildung in den späteren Jahren." Vorgesehen sind Maßnahmen auf folgenden Handlungsfeldern:

- Bildungschancen für Kinder unter sechs Jahren

- Ausbildungsplatzangebot für alle

- Aufstieg durch Bildung

- Übergang von Schule zu Hochschule

- Chancen für Frauen

- Weiterbildung / lebensbegleitendes Lernen

Ausbildungsbilanz: bescheidene Ergebnisse

Wie dringend eine Initiative im Bildungsbereich ist, zeigt eine Ende Dezember veröffentlichte Analyse des Ressorts Bildungs- und Qualifizierungspolitik beim IG Metall-Vorstand. Unter dem Titel "Trends auf dem Arbeitsmarkt - Ausbildung 2007" untersucht sie die Situation im Jahr 2007, und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Der von den Arbeitgeberverbänden für 2007 prognostizierte grandiose Anstieg der Ausbildungsplätze  ist ausgeblieben, die Steigerung betrug gerade einmal magere vier bis fünf Prozent - genau den Prozentsatz also, um den die Bundesagentur für Arbeit ihre von den Beitragszahlern finanzierten Mittel in diesem Bereich erhöht hat. Das <link http: www.igmetall.de cps rde xchg sid-0a456501-4b4efdc2 internet style.xsl _blank external-link-new-window>undefinedFazit von IG Metall-Vorstandsmitglied Regina Görner bei Vorlage des Bildungsberichts der Bundesregierung im Dezember lautete entsprechend: Von einem positiven Trend, wie ihn die Bundesbildungsministerin Annette Schavan beschreibe, könne nicht die Rede sein.

Hemmschuh Migrationshintergrund

Im Herbst 2007 waren noch 112.000 jugendliche Bewerber auf der Suche nach ihrem Wunschausbildungsplatz, wobei Jugendliche mit Migrationshintergrund einen unverhältnismäßig hohen Anteil stellen. Laut der Analyse haben sie selbst bei guten Schulabschlüssen geringere Chancen auf eine qualifizierte Berufsausbildung.

Als "deprimierend" bewerten die Experten nach wie vor die Situation der so genannten "Altbewerber", also derjenigen, die noch als ausbildungssuchend gemeldet sind, obowhl sie die Schule bereits im Vorjahr oder noch früher verlassen haben. Bundesweit macht diese Gruppe mit rund 385.000 Betroffenen mittlerweile über die Hälfte aller registrierten Bewerber aus. Auch hier ist der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich; die Problematik verschärft sich zusätzlich durch den Effekt, dass die Erfolgschancen auf eine betriebliche Lehrstelle weiter sinken, wenn das Schulentlassungsdatum zwei oder mehr Jahre zurückliegt.

Ausbildungssubventionen zweifelhaft

Vorschläge, die über Ausbildungssubventionen an Unternehmen das Angebot betrieblicher Ausbildungsplätze zu vergrößern, bewertet die IG Metall skeptisch. Die Bundesregierung plant, das zusätzliche Ausbildungsplätze speziell für Altbewerber mit Steuermitteln oder aus der Kasse der Bundesagentur zu fördern, indem sie die Ausbildungsvergütung subventioniert. Eine pauschale Förderung birgt jedoch die Möglichkeit, dass Qualitätsaspekte nicht zum Tragen kommen und Bereiche profitieren, die Ausbildung bereits heute unter strengen Kostengesichtspunkten betreiben (Einzelhandel, Hotel- und Gaststättengewerbe).

Die IG Metall begrüßt daher grundsätzlich die Pläne der Bundesregierung, sich verstärkt um Altbewerber zu kümmern; für die Finanzierung der Subventionierung fordert sie jedoch Betriebe in die Pflicht zu nehmen, die sich selbst nicht an der Ausbildung beteiligen.

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