Siemens Dialog
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03.07.2024, 23:07 Uhr

"Helfende Hand"

  • 12.04.2007
  • Allgemein

"Die Zeit" beschäftigt sich in ihrer Donnerstagsausgabe am Beispiel des Erlanger Stammhauses mit der Interessenvertretung und natürlich dem Phänomen "AUB bei Siemens". Zu Wort kommt unter anderem der damalige Personalchef Eberhard Koffka.

Zur aktuellen Situation im Stammhaus schildert die Reportage (ZEIT Nr. 16, S. 24) wenig, was den meisten Siemensianern nicht schon bekannt sein dürfte: Der erfahrene, langjährige IG Metall-Betriebsratsvorsitzende Klaus Hannemann, derzeit auffallend aufgeräumte Büros der AUB-Kollegen von der AUB, die kürzlich vorgenommenen Durchsuchungen durch die Staatsanwaltschaft, und natürlich der Fall Wilhelm Schelsky.

Interessanter wird es beim Blick auf die nahegelegene AUB-Bundeszentrale in Nürnberg, wo die Zweite Vorsitzende Ingrid Brand-Hückstädt sich derzeit statt zu AUB-Positionen eher zum Skandal um Schelsky und die Zusammenhänge mit der AUB äußern muss. Auffällig ist offenbar, dass sie "vergleichsweise schweigsam" wird, wenn es um die Finanzierung der AUB geht, statt dessen verweist sie seit neuestem lieber auf den Vorsatz, die Post-Schelsky-Ära mit einer gründlichen Neuausrichtung einzuläuten.

Auch Transparenz soll künftig groß geschrieben werden, wenngleich es dabei wohl noch etwas hapert. Gefragt nach den hauptamtlichen AUB-Mitarbeitern auf Lohnlisten der Schelsky-Firmen jedenfalls antwortet sie vage, es sei "eben alles sehr auf Herrn Schelsky zugeschnitten" gewesen. Und tut ansonsten ungewohnt bescheiden: Während auf der Startseite der <link http: www.aub.de _blank>AUB-Website nach wie vor eine geschickte Rechnung stolz den wachsenden Einfluss der Organisation propagiert ("10 Prozent aller Betriebsratsmandate - DGB erstmals unter 50 Prozent"), will Brand-Hückstädt von nennenswertem Einfluss lieber nichts wissen: "Warum hätte man uns bestechen sollen? Wir haben doch gar nicht die Mehrheiten und die Macht, jedenfalls nicht bei Siemens."

Starker Widerpart benötigt

So richtig spannend wird der Artikel der "Zeit", wo er Eberhard Koffka zu Wort kommen lässt, den langjährigen Personalchef in Erlangen, der dieses Amt auch in der Gründungszeit der AUB innehatte und oft mit diesem Vorgang in Verbindung gebracht wird. Koffka, jetzt "ein wacher alter Herr von achtzig Jahren" und seit Jahren Rentner, kennt sich in den Verhältnissen am Standort noch immer gut aus und hat einige überraschende Statements parat. Das beginnt gleich mit seiner Meinung zu Hannemann: Der habe "sich gut entwickelt, die Firma braucht unter den gegenwärtigen Bedingungen einen so starken Widerpart wie ihn."

"Gegen die Gesetze und alle guten Sitten"

Was aber derzeit die "Zeit" und die meisten anderen vor allem von ihm wissen wollen ist, wie das damals eigentlich war mit der AUB-Gründung. In den frühen Siebzigern seien Mitarbeiter zu ihm gekommen, die einen anderen Betriebsrat als den der der IG Metall gewollt hätten und ihn fragten, ob er "nicht was machen" könne; er habe zuerst ablehnend reagiert und entgegnet  "Seid ihr wahnsinnig? Das ist gegen die Gesetze und alle guten Sitten." Schließlich habe er jedoch wenigstens dafür gesorgt, dass alternative Betriebsratskandidaten zumindest von den Vorgesetzten "in Ruhe gelassen" worden seien - "mehr nicht", und schon gar kein System. Später, als Schelsky begann, die so genannte "Aktionsgemeinschaft unabhängiger Betriebsräte" zur heutigen "Antigewerkschaft" umzuformen, habe ihm selbst "irgendetwas daran schon damals nicht gefallen." Die AUB allerdings entwickelte sich dessen ungeachtet zur "helfenden Hand" in Konkurrenz zur IG Metall, "hilfreich zugleich für den Konzern und seine Angestellten."

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