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03.07.2024, 23:07 Uhr

Kampf um jeden Arbeitsplatz

  • 16.03.2004
  • Operativ

Siemens VDO: Widerstand gegen Abwärtsspirale - "We fight for every job!"

Kampf um jeden Arbeitsplatz

Seit dem vierten Februar bangt die Belegschaft von Siemens VDO in Dortmund um den Erhalt der 250 Arbeitsplätze im Sensorikbereich. Die Konzernführung hatte auf einer außerordentlichen Abteilungsversammlung die Absicht verkündet die Arbeitsplätze nach Tschechien zu verlagern. Die Kolleginnen und Kollegen brachten ihren Unmut darüber klar zum Ausdruck: Sie beteiligten sich massenhaft am Warnstreik in der Tarifrunde und verbanden dies auch damit, gegen die Vernichtung der Arbeitsplätze zu demonstrieren.

 

Für die Belegschaftsversammlung am zehnten März war angekündigt worden, letztendlich Klarheit in dieser Frage zu schaffen. Bis dahin sollte eine externe Beraterfirma die Kostenstruktur in Dortmund unter die Lupe nehmen. Über tausend Belegschaftsmitglieder kamen zu der Versammlung, um die weiteren Pläne der Geschäftsleitung zu erfahren, die dem Wunsch der Kollegen erst nach mehrmaligem Nachfragen nachkam. Die Aussage lautete schließlich: „Wenn die Kollegen den Abbau von 50 Arbeitsplätzen im Sensorikbereich hinnehmen – das ist ein Fünftel der Belegschaft – würden gute Chancen bestehen, dass die Sensorik in Dortmund bleibt.“ Auf die Frage, für wie lange man dies zusagen werde, gab es ebenso wenig eine Antwort, wie darauf, wie mit einem Fünftel weniger von der Belegschaft die Produktion zu schaffen sei. Deshalb sahen die Kolleginnen und Kollegen die Aussage des Konzernvorstandes auch sehr kritisch. Zumal ein neuer Sensor, der auf der Belegschaftsversammlung 2003 noch als Zukunft für die Sensorik in Dortmund angekündigt worden war, jetzt in Frankreich anlaufen soll. Viele sehen deshalb in der Ankündigung, dass „nur“ 50 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, als eine weitere Verfeinerung des „scheibchenweisen Arbeitsplatzabbaus.“

 

Auf großen Unwillen stößt dabei die Tatsache, dass Siemens VDO im letzten Jahr einen Gewinn von 500 Mio. € erzielen konnte und damit das Ziel von 5 % Profit des eingesetzten Kapital erreicht hat. Der Grund für die weitere Arbeitsplatzvernichtung soll angeblich darin liegen, dass für dieses Geschäftsjahr eine Kapitalrendite von 7 % angestrebt wird und im nächsten Jahr von 9 %. Dafür soll die Belegschaft mit Arbeitsplatzvernichtung oder massiven Einschnitten bei Lohn und Arbeitsbedingungen bluten. In vielen Redebeiträgen ließ die Belegschaft durchblicken, dass sie diese Logik nicht mehr mitmachen will und fordert, dass der Konzernvorstand seine Beschlüsse Anfang April wieder der gesamten Belegschaft auf einer großen Belegschaftsversammlung mitteilt.

 

Im Anschluss an die Belegschaftsversammlung führten rund 30 Kolleginnen und Kollegen für die Früh- und Nachschicht eine spontane Protestversammlung vor dem Tor durch. Ein Transparent brachte zum Ausdruck, dass sich die Kolleginnen und Kollegen nicht spalten lassen, sondern zusammen halten wollen und für den Kampf um jeden Arbeitsplatz eintreten. Mit einer Übersetzung ins Englische zeigten sie außerdem, dass sie sich als Teil einer internationalen Konzernbelegschaft sehen und durch die Siemens- Chefs nicht in eine internationale Standortkonkurrenz drängen lassen, um so bei den Lohn- und Arbeitsbedingungen eine endlose Spirale nach unten in Gang zu setzen. Die spontane Protestversammlung war ein erster Anfang, den Kampf gegen die Arbeitsplatzvernichtung aufzunehmen.

 

(ak)

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