Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/international/warnung-vor-dem-tod-auf-raten
04.07.2024, 01:07 Uhr

Warnung vor dem "Tod auf Raten"

  • 19.03.2008
  • Konzern

Restrukturierung, Straffung der Landesgesellschaften, Schlankheitskur für die Verwaltung, Aufräumen des Geschäfts außerhalb der Kernsektoren - in Österreich wächst die Sorge vor massiven Einschnitten. Arbeitnehmervertreter warnen, mit den falschen Maßnahmen werde "mittelfristig das ganze Unternehmen Siemens-Österreich in seiner Stabilität gefährdet".

Dunkle Wolken über der Baustelle der "Siemens-City",<br>dem Wiener "Standort der Zukunft" für Siemens<br>Österreich. (zum Vergrößern anklicken)

Wie die "<link http: www.wienerzeitung.at _blank external-link-new-window>Wiener ZeitungWiener Zeitung" und zahlreiche andere österreichische Medien seit einigen Tagen berichten, wächst bei Siemens in Österreich die Sorge um weitreichende Veränderungen. Im Zuge der allgemeinen Umstrukturierung und der Neuordnung der "sonstigen operativen Aktivitäten" befürchten Arbeitnehmervertreter den Verlust von bis zu 3.500 Stellen.

"Keinen Standardschnitt mit dem Rasenmäher"

Fritz Hagl, Vorsitzender des dem deutschen Gesamtbetriebsrat entsprechenden Zentralbetriebsrats, sieht eine Bedrohung der Arbeitsplätze in den "non group activities" Gebäudeverwaltung, Elektronikfertigung und Telekommunikation, sowie als Sekundäreffekt in den Shared Services. Hagl, auch stellvertretender Vorsitzender des Siemens-Eurobetriebsrats SEC, warnt das deutsche Management, mit dem Landeschefin Brigitte Ederer dem Vernehmen nach in "unangenehmen Verhandlungen" um die künftige Gestalt der Landesgesellschaft steht, vor pauschalen Sparmaßnahmen: "Wir wollen keinen Standardschnitt mit dem Rasenmäher." Gebe man Teilbereiche voreilig auf, gefährde dies die Eigenständigkeit des österreichischen Teilkonzerns innerhalb des gesamten Siemens-Konzerns.

"Tod auf Raten"

Nicht nur der Zentralbetriebsratschef, sondern auch etliche Manager befürchten offenbar, dass Einschnitte in einigen Bereichen das funktionierende Netz aus Geschäftskontakten beschädigen: "Man soll uns nicht unserer Chancen berauben, der fleißigen Mitarbeiter und der Kundenkontakte. [...] Ich warne vor der Kurzsichtigkeit, nur auf den Maximalgewinn zu gehen."

In einem <link http: diepresse.com home wirtschaft economist index.do _blank external-link-new-window>Die PresseBericht von "Die Presse" erklärt Hagl, warum er und seine Kollegen argwöhnen, die "Amputation" der zur Disposition stehenden Aktivitäten bedeute womöglich "den Tod auf Raten". Auch wenn nämlich einige Reste übrig blieben, seien sie zu klein, um die geforderten Gewinnmargen zu erreichen. Komme man nach ein oder zwei Jahren wieder auf den Prüfstand, "dann sind wir weg."

Rückendeckung von den Gewerkschaften

Uneingeschränkte Unterstützung erhält der Siemens-Betriebsrat von Erich Foglar, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Metall-Textil-Nahrung (<link http: www.gmtn.at _blank external-link-new-window>GMTNGMTN) und des <link http: www.oegb.at external-link-new-window>ÖGBÖsterreichischen Gewerkschaftsbundes. In einer gemeinsamen Stellungnahme mit Wolfgang Katzian, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft der Privatangestellten (<link http: www.gpa-djp.at servlet _blank external-link-new-window>GPAGDP), betonte er, es könne "nicht sein, dass wieder einmal die Beschäftigten für Fehler im Management in Deutschland die Zeche zahlen." Siemens Österreich sei im Moment breit aufgestellt und in vielen Sparten tätig, das habe "durchaus Sinn".

Offizielles Abwiegeln

Der österreichische Konzernsprecher Harald Stockbauer schildert die Lage naturgemäß deutlich optimistischer und wiederholt im wesentlichen die auch in Deutschland genannten generellen Optionen für die "sonstigen Aktivitäten": in die Sektoren einbetten, Partnerschaften und Joint Ventures, Ausgliederung und Verkauf. Die Zahl von 3.500 bedrohten Stellen weist er als "übertriebene Maximalvariante" zurück.

Teilen

International