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04.07.2024, 01:07 Uhr

'Grüne' Glühbirnen giftig produziert

  • 12.05.2009
  • Konzern

In der gesamten Europäischen Union werden in den kommenden drei Jahren konventionelle Glühbirnen schrittweise abgeschafft und durch Energiesparlampen ersetzt. Von der Politik als richtungsweisend bejubelt, ist die Umstellung unter Wissenschaftlern nicht unumstritten. Nun wird auch Kritik an den damit verbundenen Arbeitsbedingungen laut.

Ökologen kritisieren an der Entscheidung zum Umsatteln auf die Energiesparlampen, dass sie in Relation zum nach wie vor verschwenderischen Umgang mit Beleuchtung an sich kaum mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein bedeuten. Gleichzeitig bedeutet sie das wohl unwiderrufliche Aus für die europäische Produktion, das sich unter anderem bei Osram mit dem Abbau von Arbeitsplätzen schmerzlich bemerkbar macht.

Licht und Schatten

Eine Reportage der britischen <link http: www.timesonline.co.uk tol news world asia article6211261.ece _blank external-link-new-window>undefinedTimes Online wirft nun einen neuen Schatten auf die Produktion der als "grün" hochgejubelten Leuchtmittel, die zu etwa zwei Dritteln in China angesiedelt ist. Umweltschutz wird dort bekanntlich nicht eben groß geschrieben und ist noch Lichtjahre von westlichen Standards entfernt. Umweltschützer warnten bereits in der vorhergehenden Diskussion vor dem Anfall von Quecksilber bei der Produktion.

Risiken für Umwelt und Beschäftigte

Wie sich abzeichnet, birgt dies nicht nur für die Umwelt Risiken, weil aufgrund der sprunghaft ansteigenden Nachfrage veraltete Quecksilberminen wieder in Betrieb genommen werden; auch für die Arbeiter in der Fertigung besteht Gefahr. Dem Bericht zufolge ist eine große Anzahl von ihnen schon heute mit dem hochgiftigen Quecksilber - bereits das Einatmen seiner Dämpfe schädigt die Lungen - belastet. Ärzte und Anwälte von Geschädigten berichten Alarmierendes: Bei Tests an Hunderten von Arbeitern in Foshan und Guangzhou wurden in ihren Organen gefährlich hohe Konzentrationen des Gifts gefunden.

In Südchina werden die neuen Glühbirnen in zahlreichen Fabriken gefertigt, deren Bandbreite von High Tech-Betrieben bis zu so genannten "Sweat Shops" reicht - mit entsprechend unterschiedlichen Sicherheitsstandards. In anomymen Interviews erzählten Beschäftigte von Fällen, in denen Kollegen wegen Vergiftung behandelt werden mussten. In vielen Fällen waren Einlieferungen in Krankenhäuser nötig, so etwa in Foshan, wo die Behörden nach einer Reihe von Meldungen Untersuchungen anordneten. Das Ergebnis: 68 von 72 Beschäftigten mussten ins Krankenhaus, bei einem davon fand sich das 150fache der zulässigen Quecksilberkonzentration im Körper.

Welche Rolle spielt Osram?

Ärzte zweier regionaler Gesundheitszentren berichteten unter anderem von Patienten aus Osrams Fertigung in Foshan. Osram selbst kontert mit einem Statement, nach denen die letzten Tests keine Hinweise auf zu hohe Quecksilberkonzentrationen bei seinen Beschäftigten ergaben. Diese Stellungnahme wird gestützt von amtlichen Bestätigungen über die getroffenen umfassenden Sicherheitsmaßnahmen, die denen in Deutschland entsprechen sollen; deutsche Arbeitnehmervertreter, die sich vor Ort informieren konnten, bestätigen dies.

Arbeitsrechtler bewerten Osram überwiegend als den "wahrscheinlich besten Arbeitgeber in einem gefährlichen Sektor" und verweisen auf deutlich schlechtere Bedingungen in Betrieben chinesischer Eigentümer. Offen bleibt allerdings, so der abschließende Kommentar, angesichts nicht immer leicht durchschaubarer Strukturen in den Boom-Regionen Chinas, eine Frage: Ob beziehungsweise in welchem Umfang Osram die mit der Fertigung verbundenen Risiken auf einheimische Lieferanten verlagert.