Siemens Dialog
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03.07.2024, 23:07 Uhr

Leiharbeit unter Hartz IV

  • 23.06.2008
  • Konzern

Vor knapp einem Jahr meldete die frühere SBS-Tochter Sinitec, nach Verkauf unter a&o iTec firmierend, Insolvenz an. Nach langwierigen Auseinandersetzungen gab es einen Interessenausgleich und Sozialplan. Viele Mitarbeiter wechselten in eine Beschäftigungsgesellschaft - und erhalten dort heute bisweilen Angebote aus der Zeitarbeit, die eigentlich keine sind.

Aus dem Umfeld der Betroffenen, die aus verständlichen Gründen lieber ungenannt bleiben, ist zu erfahren, dass sie nun vor der Problematik der prekären Beschäftigung als Leiharbeiter stehen.

Der Fall, wie er dem Siemens Dialog geschildert wurde:

Für ein großes Projekt in München werden derzeit Techniker gesucht. Die entsprechenden Stellenangebote liegen beim Arbeitsamt vor, Profil und Anforderungen decken sich mit weitgehend mit den früheren Aufgaben bei a&o iTec. Die Betroffenen müssen sich auf Anweisung aus der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft heraus bewerben beziehungsweise vorstellen.

Chance mit Pferdefuß

Was soweit eigentlich nach einer an sich erfreulichen Chance klingt, hat auf den zweiten Blick einen großen Haken. Der potenzielle Arbeitgeber ist, wie sehr oft in dieser Branche, ein Zeitarbeitsunternehmen. Nach den Informationen des Siemens Dialogs bot die Manpower Tochter Elan IT den Ex-a&o-Beschäftigten für eine 40-Stunden-Woche ein Gehalt von 1.900 bis 2.000 Euro im Monat an. Bei den Betroffenen handelte es sich um Verheiratete mit Kindern - das Fazit eines ihrer früheren Kollegen lautet entsprechend: "Die können den Job gar nicht annehmen, weil der Nettobetrag unter Hartz 4 liegt."

Fachkräfte bleiben auf der Strecke

Nach seinem Kenntnisstand wird dem Entleiher des Projekt eine Stunde mit rund 30 Euro in Rechnung gestellt, bei 160 Stunden im Monat sind also 4.800 Euro fällig. Wenn davon bei demjenigen, der die eigentliche Leistung erbringt, maximal 2.000 Euro ankommen, so der nachvollziehbare Schluss des Branchenkenners, sagt dies einiges über die wirtschaftliche Rolle mancher Zeitarbeitsunternehmen aus: "Rechtlich ist diese Vorgehensweise in unserem Staat völlig korrekt, nur die Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt bleiben auf der Strecke, da Firmen wie z.B. die Elan IT ohne Beitrag an der Wertschöpfungskette zu viele Euro verbrennen."