Siemens Dialog
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03.07.2024, 17:07 Uhr

Klage gegen Ex-Vorstände?

  • 18.04.2008
  • Allgemein

Es wäre ein Paukenschlag in der Welt von Corporate Governance und Compliance: Nach Medieninformationen bereitet Siemens eine Schadensersatzklage gegen alle früheren Mitglieder des Zentralvorstands vor - einschließlich Heinrich von Pierers und Jürgen Radomskis.

Grundsätzlich verantworlich für Korruptionsbekämpfung

Wie so oft in den vergangenen Monaten ist es die <link http: www.sueddeutsche.de wirtschaft artikel _blank external-link-new-window>undefinedSüddeutsche Zeitung, die offenbar über ebenso exklusive wie explosive Informationen verfügt. Sie beruft sich auf "mehrere Aufsichtsratsmitglieder", die davon ausgehen, ein entsprechendes Vorgehen Siemens' sei "unumgänglich". Man stütze sich dabei unter anderem auf ein eigens erstelltes Rechtsgutachten, laut dessen bei einer Aktiengesellschaft die Verantwortung für die Korruptionsbekämpfung "zwingend dem Gesamtvorstand zugewiesen" sei.

Ob den früheren Vorständen tatsächlich Pflichtverstöße zur Last gelegt werden können, ist damit natürlich noch längst nicht geklärt; dazu würde es wohl eines langwierigen und vermutlich äußert komplexen Verfahrens bedürfen. Fest steht hingegen, dass man sie zur Verantwortung ziehen könnte, falls sie ihre Verantwortung nicht ausreichend wahrgenommen haben - und stimmen die Informationen mehrerer Medien, liegen für diese Annahme mittlerweile zumindest hinreichend Indizien vor, um entsprechende Überlegungen anzustellen.

Neugebauer: Vorstände für Affären und Fehlentscheidungen zur Rechenschaft ziehen

Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer unterstützte in einer ersten Reaktion die Linie der neuen Siemens-Führung. Es sei zu begrüßen, dass Siemens die wirklich Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen wolle und alle Fälle möglicher Schadensersatzforderungen prüfe: "Jeder Arbeitnehmer ist für alles, was er tut oder unterlässt verantwortlich und kann dafür gegebenenfalls zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist bei einfachen Beschäftigten selbstverständlich, warum sollte es also für Vorstände und Top-Manager anders sein?"

Einmalig in der deutschen Wirtschaftsgeschichte

Inwiefern Siemens diesen in der deutschen Wirtschaftsgeschichte nie dagewesenen Schritt wirklich tun wird, soll der Aufsichtsrat bei seiner nächsten Sitzung Ende April beraten. Sowohl Von Pierer als auch Radomski reagierten laut "SZ" mit Stellungnahmen im Tenor ihrer früheren Kommentare: "Bei mir liegt keine Pflichtverletzung vor", erklärte der eine; er habe "keinen Anlass zu glauben, dass ich meine Amtspflichen in irgendeiner Weise verletzt haben könnte" der andere.