Siemens Dialog
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03.07.2024, 23:07 Uhr

"Kleinfeld 2.0"

  • 30.07.2007
  • Allgemein

Der Verkauf von Siemens VDO an Continental und die Haltung Peter Löschers zum weiteren Konzernumbau setzen der abwartenden Haltung nach Amtsantritt des neuen CEO ein abruptes Ende: "Tempo, Tempo, Tempo", verschreibt er dem Unternehmen. Wieder stellt sich die Frage, die schon unter Klaus Kleinfeld stets im Raum stand: Wo geht's hin beim Konzernumbau zur "fokussierten Portfoliopolitik"?

"Radikaler Umbau"?

"Kleinfeld 2.0" titelte die dpa bei Bekanntwerden des VDO-Verkaufs eine Analyse der Konzernstrategie unter Peter Löscher und begründet dies damit, er habe "bei seinen ersten Entscheidungen gleich ein spektakuläres Zeichen gesetzt: Auch unter seiner Führung wird der radikale Umbau von Deutschlands größtem Elektrokonzern in hohem Tempo weiter gehen."

In der Tat macht der Verkauf deutlich, dass nicht nur Sparten in den roten Zahlen sich plötzlich außerhalb von Siemens wiederfinden können, sondern auch solche, die profitabel arbeiten. Hauptsache ist offenbar einzig und allein, welche Summe am Schluss unter dem Strich erscheint, weshalb die Konzentration auf die jeweils aktuelle "Cash Cow" ohne Abstriche vorangetrieben wird. "Wir stärken unsere Stärken", nannte Löscher das vergangenen Mittwoch, erklärte "wir marschieren ganz klar weiter" und "wir werden weiter eine fokussierte Portfoliopolitik betreiben."

Dass der Vorstandschef dabei außer "Tempo, Tempo, Tempo" auch "Augenmaß und Weitsicht" walten lassen will, beruhigt da nur bedingt. Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer erklärte angesichts der wegen mangelnder Sicherheiten für die Belegschaft stark kritisierten Verkaufsentscheidung: "Ich weiß nicht, was ihn getrieben hat, das jetzt so schnell durchzuziehen", sagte er. "Ich hatte erst das Motto: 'Lass den guten Mann erst einmal 100 Tage arbeiten.' Die Chance sollte jeder haben. Aber den Start habe ich mir anders vorgestellt."

"Alarmglocken an"

Nun geht also erneut die Frage um, wer als nächster in den Fokus der Portfoliopolitik gerät. Medien und Analysten spekulieren bereits fröhlich, während die Beschäftigten sich mit der Einsicht vertraut machen müssen, dass unter der neuen Führung vieles beim alten bleibt. Nicht nur Neugebauer macht sich angesichts des Eiltempos beispielsweise bereits Sorgen um die Mitarbeiter von Siemens Enterprise Networks; auch wenn Finanzvorstand Joe Kaeser ankündigt, den Bereich Transportation Systems wegen zurückgehender Gewinne gründlich unter die Lupe zu nehmen, wird Neugebauer unbehaglich zumute: "Wenn ich so etwas höre, gehen bei mir die Alarmglocken an."