Siemens Dialog
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03.07.2024, 17:07 Uhr

"Nicht für eine Handvoll Reis"

  • 24.03.2005
  • Allgemein

Für tschechische Arbeitnehmer beginnt der Wind der Globalisierung sich vom Guten zum Schlechten zu drehen. Sie wendeten sich mit einem Brief an Klaus Kleinfeld - kritisch, aber bereit zu einem konstruktiven Dialog.

Wenige Tage vor Bekanntwerden der Pläne von Siemens VDO, in großem Stil Arbeitsplätze von Würzburg nach Tschechien zu verlagern, wandten sich Mitglieder der tschechischen Gewerkschaft, die bei "Siemens Elektromotory" in Mohelnice arbeiten, mit einem Brief an ihren neuen CEO Klaus Kleinfeld. Die zeitliche Nähe ist Zufall, die Problematik jedoch im Grunde die selbe: Während ihre deutschen KollegInnen mit dem Abzug von Kapazitäten nach Tschechien unter Druck gesetzt werden, spüren die Beschäftigten dort ihrerseits bereits ähnlichen Druck aus China.

Die Gewerkschaftler gratulieren Kleinfeld zu seiner Berufung an die Spitze von Siemens und betonen, dass sie sich der Bedeutung wirtschaftlichen Erfolgs als Voraussetzung für den Erhalt eines Unternehmens durchaus bewusst sind, denn: "Nur ein gut laufendes Unternehmen kann im Markt bestehen und dadurch auch Leute beschäftigen." Sorgen bereitet ihnen allerdings, dass Siemens auf der Suche nach noch niedrigeren Kosten weiter nach Osten drängt: "Dies gefährdet uns schon jetzt durch Lieferungen von Motorenrahmen aus China." Der Effekt, von dem sie vor einigen Jahren zu profitieren begannen, wendet sich nun gegen sie.

Parallelen zur deutschen Standortdiskussion sind unübersehbar. Die tschechischen ArbeitnehmervertreterInnen sehen ihre Chance, in "modernen Produkten mit hohem Kundennutzen" sowie in Tätigkeiten der Bereiche Forschung und Entwicklung, Logistik und Management. Hier sehen sie ihre Stärken in qualitativ hochwertiger Arbeit, jedoch "zu Bedingungen, die dem 21. Jahrhundert angemessen sind - wir wollen und können nicht für eine Handvoll Reis produzieren."