Siemens Dialog
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04.07.2024, 01:07 Uhr

Krank zur Arbeit

  • 14.11.2006
  • Allgemein

Wer Angst um seine Stelle hat, geht offenbar lieber angeschlagen zur Arbeit, als sich auszukurieren. Was sich bereits in Quartalserhebungen abzeichnete, ist jetzt Gewissheit: Der Krankenstand deutscher Arbeitnehmer ist 2005 auf ein neues Rekordtief gesunken.

Nach einer Statistik des <link http: www.wido.de _blank>Wissenschaftlichen Instituts der AOK ging die durchschnittliche krankheitsbedingte Fehlzeit 2005 um 0,1 Punkte auf 4,4 Prozent der Kalendertage zurück. Damit setzt sich ein ein Trend fort, der seit Mitte der 90er Jahre ungebrochen anhält.

Arbeitsmarktexperten nennen als wichtigsten Gründe für das Rekordtief beim Krankenstand die Angst der Arbeitnehmer, in Zeiten immer noch hoher Arbeitslosigkeit im Krankheitsfall den Job zu verlieren. Erstaunlich eigentlich, dass diese Entwicklung nicht auf mehr Protest stößt: Zum einen droht ein essentielles Arbeitnehmerrecht unter die Räder zu geraten; zum anderen liegt auf der Hand, dass auch den Unternehmen mit Mitarbeitern nicht wirklich gedient ist, die trotz Krankheit am Arbeitsplatz erscheinen um Einsatzbereitschaft zu demonstrieren.

Der unmittelbare Zusammenhang mit der Angst vor Arbeitsplatzverlust spiegelt sich auch in der Unterscheidung zwischen Ost- und Westdeutschland wieder. In den neuen Bundesländern mit bekanntlich höherer Arbeitslosenquote liegt der Krankenstand um einige Zehntel unter dem der alten Bundesländer. Für 2006 darf man davon ausgehen, dass die Linie am Jahresende noch weiter nach unten zeigen wird: Laut einer Statistik des Bundesgesundheitsministeriums lag die krankheitsbedingte Abwesenheit in den ersten sechs Monaten des Jahres mit 3,3 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Einführung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.