Siemens Dialog
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03.07.2024, 19:07 Uhr

Protest gegen ERA-Eingruppierung

  • 07.12.2006
  • Allgemein

Dann erst recht: Trotz zum Teil schikanöser Behandlung durch Vorgesetzte, Personalleitung und Werksschutz versammelten sich am Mittwoch rund 300 Sekretärinnen und Teamassis-tentinnen in Erlangen, um gegen ungerechte ERA-Ersteingruppierungen zu protestieren.

Das schlechte Wetter ertrugen die überwiegend weiblichen Teilnehmer aus den Erlanger Standorten, Nürnberg, Regensburg, Cham, Amberg und Kemnath dank Regen-schirm und Fruchtpunsch gelassen; weniger leicht zu verdauen war der zum Teil massive Druck, den Siemens im Vorfeld und während der Kundgebung ausübte.

Druck im Vorfeld

Einzelne Vorgesetzte drohten Betroffenen mit negativen Konsequenzen wie nochmals verschlechterter Eingruppierung, sollten sie an der Veranstaltung teilnehmen. Der Siemens Sicherheits-dienst ließ es sich seinerseits nicht nehmen, ohne erkennbaren Anlass Beschäftigte beim Verlassen des Firmengeländes ungewöhnlich zahlreichen Taschenkontrollen zu unterziehen. Während der Kundgebung kam es dann zu peinlich-kleinlichen Szenen, als der Sicherheitsdienst Beschäftigte aufforderte, sich aus dem Schutz des "Siemens-eigenen" Vordachs auf das öffentliche Gelände zu entfernen. es liegt auf der Hand, dass dieses nicht gerade souverän wirkende Vorgehen auf höhere Anweisung erfolgte.

Andrea Fehrmann vom Siemens-Team der IG Metall bezeichnete diese Art der Reaktion auf der Arbeitgeberseite als kleinkariert - der Beifall der Versammlung zeigte, was auch die Mehrheit der Anwesenden von derlei Spielchen hielt. Fehrmann äußerte ihren angesichts des Gegenwinds von Siemens umso größeren Respekt vor den KollegInnen, die trotz der unsouveränen Drohgebärden an der Kundgebung teilnahmen. Ein Transparent brachte die "Jetzt erst recht"-Stimmung der Sekretärinnen auf den Punkt: "Demo trotz Druck."

Wie Wolfgang Niclas, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Erlangen, erklärt, liegen unterdessen allein in den Erlanger Standorten fast zweitausend Widersprüche gegen die ERA-Eingruppierungs-vorschläge des Arbeitgebers vor. Über 500 davon stammen wiederum aus dem Bereich der Sekretärinnen und TeamassistentInnen, obwohl diese Gruppe nur etwas über 1.000 Beschäftigte ausmacht.

Aussitzen gilt nicht

Proteste wie dieser und der im Rahmen von Betriebsversammlungen standortübergreifend anhaltend und unmissverständlich geäußerte Unmut machen offensichtlich, dass Siemens den Widerstand gegen als zutiefst ungerecht und herabsetzend empfundene Eingruppierungen nicht einfach aussitzen können wird. Ein Gruppe von Sekretärinnen hatte dies zuletzt am Dienstag im Rahmen einer Betriebsversammlung bei PTD in Erlangen in einem Redebeitrag ausgedrückt: "Mehr denn je sind wir der Meinung, dass hier auf unsere Kosten ein rigoroses Sparprogramm gefahren wird. Wir wurden jeglicher Zukunftsperspektive und Motivation beraubt. Hinzu kommt, dass sich unsere Vorgesetzten den Druck aus München beugen müssen und wir hier auch keine Unterstützung mehr erfahren dürfen. Wir stellen jedem Einzelnen die Frage: 'Würden Sie das kampflos hinnehmen?'"

An den personalverantwortlichen Stellen allerdings scheint man noch immer zu denken, es genüge, unverdrossen den Kopf in den Sand zu stecken und hinter den Kulissen den Druck zu erhöhen.