Siemens Dialog
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03.07.2024, 13:07 Uhr

Unruhe im Arbeitgeberparadies

  • 25.04.2005
  • Allgemein

Bislang gilt die chinesische Boomtown Shenzhen als Eden für ausländische Investoren, kaum ein multinationaler Konzern ist hier nicht vertreten. Nun beginnen westliche Ideen das Arbeitgeberparadies zu erfassen.

So mancher deutsche Manager - auch Siemens ist in Shenzhen (Bild) mit mehreren Bereichen vertreten, Infineon unterhält bislang nur ein Vertriebsbüro - denkt wohl auch an diesen Ort, wenn er von den unbegrenzten Produktionsmöglichkeiten in China spricht - aber wie lange noch? Wie die für die Durchsetzung der internationalen <link http: www.ilo.org _blank>ILO-Standards in China engagierte chinesische Website <link http: www.china-labour.org.hk iso about_us.adp _blank>China Labour Bulletin am 22. April <link http: www.china-labour.org.hk iso _blank>berichtet, kämpfen über 10.000 Beschäftigte der japanischen <link http: www.uniden.com _blank>Uniden Electronics in Shenzhen seit dem 17. April mit massiven Streiks für das Recht, sich in ihrem riesigen Werk gewerkschaftlich zu organisieren. Die Medien wurden spätestens am 20. April aufmerksam, als mehrere Einheiten der Bereitschaftspolizei das Werk abriegelten und damit die protestierenden ArbeiterInnen am Verlassen des Betriebsgeländes hinderten.

Die chinesischen Beschäftigten, von denen im Westen auf Grund von Manager-Aussagen wie beispielsweise der von Ulrich Schumacher bisher noch das Klischee mustergültiger Arbeitsbienen herrscht, scheinen nun hinsichtlich der Vorstellungen über ihre Rechte aufzuholen: Ursache der Unruhen ist die Weigerung des Managements, betriebliche Organisierung zu dulden. Nach früheren Vorfällen wie der physischen Misshandlung von Arbeitnehmern und einem aktuellen Statement der Firmenleitung im Intranet, die sich gegen jedes gewerkschaftliche Engagement richtet, formulierten die Beschäftigten einen Forderungskatalog, der unter anderem die Erlaubnis gewerkschaftlicher Aktivitäten und ein Minimum an Rechten wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Kündigungsregelungen enthält. Bezeichnend für chinesische Beschäftigungsstandards und ihren Beitrag zu den paradiesischen Investitionsbedingungen ist ein weiterer Punkt: Die mangelhafte Qualität der Mahlzeiten und des Trinkwassers in den Arbeiterunterkünften.

Im Dezember 2004 hatte ein erster Streik das Uniden-Management bewegt, Lohnerhöhungen und die Erlaubnis einer Gewerkschaft zuzusagen. Kurz darauf führte allerdings ein Wechsel in der Chefetage eher zum Gegenteil. Mehrere organisierte Arbeiter wurden Knall auf Fall gefeuert, die Arbeitsverträge anderer auf drei Monate befristet - ein probates Mittel, Druck aufzubauen und unliebsame MitarbeiterInnen bei Bedarf schnell loszuwerden.