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04.07.2024, 01:07 Uhr

Hell wie der lichte Tag

  • 28.07.2008
  • Konzern

... lautet ein traditioneller Slogan der Siemens-Tochter Osram. Vielleicht sollte man sich im Management bemühen, eben dieses Licht ins Dunkel weitgehend unklarer Abbauankündigungen zu bringen, die den Beschäftigten in Form eines Briefs der Geschäftsführung zugingen.

Vergangene Woche erhielten die Mitarbeiter den Brief, der für Unruhe und Verwirrung sorgt. Osram kündigt darin an, wegen sich verschärfender Rahmenbedingungen innerhalb des laufenden und nächsten Geschäftsjahres kräftig zuzulangen.

Effizienzsteigerung = Stellenabbau

Es ist bezeichnend, dass die Geschäftsführung wie selbstverständlich davon ausgeht, jede/r vestehe automatisch, was sich hinter den Begriffen "Effizienzsteigerungen und Produktivitätsmaßnahmen" verbirgt. Das Wort Stellen- beziehungsweise Personalabbau jedenfalls fällt gar nicht erst, statt dessen kommt gleich die Aufstellung: Rund 80 Stellen im Zusammenhang mit SG&A-Maßnahmen sollen betroffen sein, außerdem rund 75 bei Global Engineering Technology (GET) in Augsburg sowie rund 65 "in anderen Funktionen" - summa summarum also 220 Arbeitsplätze.

Was ziemlich vage klingt, ist nach aktuellem Kenntnisstand in der Tat schwer nachzuvollziehen. 80 abzubauende SG&A-Stellen, das ist noch vergleichsweise verständlich, wurden bereits von der Mutter Siemens im Rahmen ihres großen SG&A-Programms angekündigt. Die 75 bei GET jedoch tauchen gewissermaßen aus dem Nichts auf. Weder können sich Arbeitnehmervertreter vor Ort vorstellen, wo in dem auf Hochtouren laufenden Betrieb Stellen entbehrlich sein sollen, noch konnte die örtliche Betriebsleitung bislang mit Details dazu aufwarten. Der Betriebsrat beabsichtigt daher als erste Reaktion, seine Genehmigung zur Mehrarbeit zu stoppen, die derzeit an der Tagesordnung ist.

Abbauanordnung aus dem Elfenbeinturm?

Die Pauschalankündigung schließlich, 65 Stellen "in anderen Funktionen" verschwinden zu lassen, klingt verdächtig nach einem bekannten und wenig bewährten Muster: Erst auf dem - bekanntlich geduldigen - Papier Stellen wegrechnen, dann die Betriebe anweisen nachzuschauen, wo man das ganze in die Realität umsetzen könnte.

Licht ins Dunkel

Trotz der routinierten Beschwichtigung, man suche "faire Lösungen auf freiwilliger Basis" und habe das "Ziel, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden", besteht also akuter Klärungs- um nicht zu sagen Erleuchtungsbedarf bei Osram. Dann kann man vielleicht auch die verunsicherten Mitabeiterinnen und Mitarbeiter wie gewünscht motivieren, "konstruktiv an den noch effizienteren Prozessen [...] mitzuarbeiten."

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