Siemens Dialog
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03.07.2024, 23:07 Uhr

Rückzug aus der Fläche befürchtet

  • 02.07.2008
  • Allgemein

Der Betriebsrat der Niederlassung Regensburg äußert harsche Kritik an den Plänen zur Umsetzung der von ihm als "radikale Sparmaßnahmen" bewerteten Abbaupläne. Neben den Auswirkungen auf die Betroffenen sieht er einen möglichen Rückzug Siemens' aus der Fläche und widerspricht verharmlosenden Darstellungen der Konzernspitze.

In einer Presseerklärung (siehe Dateien/PE-NL-Rbg.pdf) korrigiert der Betriebsrat für seinen Bereich die ohnehin kaum zu haltende Aussage, die Abbaupläne würden in hohem Maße Führungskräfte betreffen. Über 30 Prozent der gut 200 Beschäftigten stünden hier zur Diskussion, davon gehört kaum jemand "zum mittleren oder oberen Management und schon gleich nicht zur Lähmschicht!"

"Gewisse Unkenntnis" der Konzernstrukturen

Entsprechende Aussagen Peter Löschers, so die Kritik, "zeugen da stellenweise von einer gewissen Unkenntnis über die Strukturen im Konzern und die möglichen Auswirkungen durch den geplanten Personalabbau." Die Schlussfolgerung: "Ein weiteres Kostensenkungsprogramm in den heute schon mehr als sparsam besetzten kleineren Niederlassungen, also auch in Regensburg, wäre daher mehr als kontraproduktiv!"

Die in den vergangenen Jahren erfolgreich ausgebaute Struktur der Regionalorganisation Deutschland mit Kundennähe, Flächenpräsenz und hochwertigem Service vor Ort gerät durch die Abbaupläne nicht nur aus Sicht der Regensburger Betriebsrätin Bettina Müller, die auch dem Gesamtbetriebsrat und dem Wirtschaftsausschuss der Siemens AG angehört, unnötigerweise in Gefahr: "Eine weitere Reduzierung unserer Vertriebs- und Servicemannschaften verschlechtert die Kundenbetreuung und den Vor-Ort-Service und für uns den Zugang zum regionalen Markt! Zwangsläufig leidet darunter auch das Produkt- und Lösungsgeschäft aller anderen Siemens Bereiche. Wir betrachten das nicht als eine nachhaltige Unternehmenspolitik."

Ist es dem Vorstandsvorsitzenden ernst mit der Aussage, Siemens sei ein integrierter Technologiekonzern und solle dies auch bleiben, kann sich das nach Müllers Auffassung nicht nur im Weltgeschäft widerspiegeln - die Basis bildet vielmehr der qualitativ anspruchsvolle europäische Markt.

Kritik an Kommunikation...

Wie viele andere Betriebsräte kritisiert auch sie zudem, dass Löschers Statement anlässlich der Betriebsräteversammlung 2007, die Kommunikation zwischen Arbeitgeberseite und Arbeitnehmervertretung werde "nicht über die Presse" erfolgen, sich als wenig belastbar erweist: "Bereits nach dem Jahreswechsel erkannten insbesondere die Vertreter im Gesamtbetriebsrat und Wirtschaftsausschuss, dass die rechtzeitige Information in wirtschaftlichen Angelegenheiten nach dem deutschen Betriebsverfassungsgesetz in der Welt der CEO`s keinen Platz hat."

... und Zweifel an der Compliance

Dass die Informationspolitik des Managements hier sehr zu wünschen lässt, gibt nicht nur dem Regensburger Betriebsrat zu denken: "Trotz des millionenschweren Compliance Programms [...] hat man die deutschen Gesetze in diesem Zusammenhang einfach ignoriert." Das will man so nicht hinnehmen - die "Betriebsräte der betroffenen Standorte, wie die NL Regensburg, fordern daher die Einhaltung des deutschen Betriebsverfassungsgesetzes und eine entsprechende Beteiligung der Arbeitnehmervertretungen."

Harte Auseinandersetzung zeichnet sich ab

Fest steht angesichts der wachsenden Empörung von Arbeitnehmervertretern über alle betrieblichen Grenzen bei Siemens hinweg schon jetzt: "Die Beratungen zu den geplanten Maßnahmen gehen nun in die erste Runde - reibungslos werden sie sicher nicht!"

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Die vollständige Presseerklärung des Betriebsrats der Niederlassung Regensburg können Sie über nebenstehenden Link als PDF herunterladen.

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