Siemens Dialog
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04.07.2024, 01:07 Uhr

Solidarität vor Ort

  • 22.08.2008
  • Operativ

Bei einem durch die IG Metall organisierten Besuch der streikenden Beschäftigten des Prager Siemens-Werks für Schienenfahrzeuge machte sich eine deutsche Delegation ein Bild von der Situation. Das Fazit: Die Schließung des modernen, leistungsfähigen Betriebs ist nicht nachvollziehbar.

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Am Mittwoch Mittag stieß die Delegation aus mittelfränkischen Siemensianern, BMW-Beschäftigten aus Regensburg und IG Metall-VertreterInnen zu den Prager KollegInnen. Diese begannen zur selben Zeit einen Warnstreik gegen die geplante Schließung, der von 12 bis 14 Uhr dauerte.

Gemeinsam gegen die Schließung

Die IG Metall unterstützt ihre Forderung nach dem Fortbestand des Werks gemeinsam mit der tschechischen Metall-Gewerkschaft <link http: www.oskovo.cz htm index1.htm _blank external-link-new-window>OS KOVO. Im Gespräch mit deren Vorsitzendem Josef Stredula und Betriebsräten des Siemens-Werks hatte die deutsche Delegation bereits zuvor einen ersten Eindruck von der Situation bekommen, der sich im Laufe des Tages weiter festigte: Die Schließungspläne sind nicht nachvollziehbar und scheinen daher eher auf grundsätzlichen Überlegungen zu beruhen, als auf konkreter wirtschaftlicher Notwendigkeit.

Heute investieren, morgen schließen?

Das Prager Werk präsentiert sich als moderner Betrieb, in dem hochqualifizierte Beschäftigte Aufträge für Kunden auf der ganzen Welt zuverlässig erfüllen. Auch Siemens scheint dies bislang so gesehen zu haben; noch vor kurzer Zeit investierte das Unternehmen beispielsweise in eine neue Logistikhalle. Kosten oder Produktivität, so die Überzeugung der Besucher nach einer gründlichen Betriebsbesichtigung, liefern hier unverkennbar keine überzeugenden Argumente für eine Schließung. Das Fehlen eines erkennbaren, schlüssigen Konzepts der Unternehmensführung untermauert diesen Eindruck.

Gedrückte Stimmung

Umso verständlicher ist die offenkundig sehr gedrückte Stimmung der Belegschaft - für sie war eine Entwicklung, wie sie Siemens jetzt plant, kaum vorhersehbar. Entsprechend herzlich war ihre Reaktion auf die Solidarität aus Deutschland, die Teilnehmer als "engen Schulterschluss" bezeichnen. Der Widerstand der Prager Siemensianer jedenfalls, soviel steht für sie außer Zweifel, "ist auch unser Kampf".

Andrea Fehrmann vom Siemens-Team der IG Metall überbrachte in einer Ansprache die Haltung der deutschen Arbeitnehmerseite und der IG Metall: "Wir wehren uns dagegen, dass Standorte gegeneinander ausgespielt werden. Die Taktik der Siemens AG, hier eine Spaltung herbeizuführen, wird nicht aufgehen." Sie wies auf den Zusammenhang zwischen Siemens' Plänen in Prag und dem großangelegten Arbeitsplatzabbau 'auf Vorrat' hin, der in anderen Ländern einschließlich Deutschlands trotz voller Auftragsbücher und hervorragender Bilanzen bevorsteht und kündigte an: "Wir werden in jedem Standort, in jedem Betrieb jeden zur Disposition stehenden Arbeitsplatz im Detail überprüfen."

Schulterschluss gegen den Abbautrend

Als Ermutigung für die Prager Kolleginnen und Kollegen erinnerte sie an das Ergebnis, das die Siemens-Beschäftigten in Deutschland mit entschlossenem Widerstand erreichen konnten - Konzernumbau ohne betriebsbedingte Kündigungen, ausschließlich freiwillige Maßnahmen, Schwerpunkt auf so genannten 'weichen' Abbaumethoden, das ganze auf Grundlage eines tragfähigen Interessenausgleichs. Dennoch gilt weiter, was das Prager Werk heute so akut betrifft: "Es stehen keine einfachen Zeiten bevor. Hier gilt es zusammenzustehen in Prag, in Deutschland und anderswo auf der Welt!"

Wie es für die tschechischen Kolleginnen und Kollegen weitergeht, wird sich möglicherweise am kommenden Montag ein Stück weit entscheiden. Dann steht einen neue Verhandlung an, zu der neben der lokalen Betriebsleitung auch mit größeren Entscheidungsbefugnissen ausgestattete Manager aus Deutschland erwartet werden.

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