Siemens Dialog
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03.07.2024, 19:07 Uhr

Gesichter, die ihren Arbeitsplatz verlieren

  • 06.05.2008
  • Operativ

- unter dieses Motto stellen die Wetzlarer Beschäftigten von Conti/VDO ihren Protest gegen die Schließungs- und Abbaupläne des Unternehmens. Den Maifeiertag nutzten sie und ihre Kollegen an anderen Standorten, um die Öffentlichkeit auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen.

Die Kolleginnen und Kollegen vom Standort Wetzlar schlossen sich der Kundgebung des DGB in Gießen an, in deren Verlauf sie mit ihren Plakaten "Gesichter, die ihren Arbeitsplatz verlieren" (Bild oben) durch die Stadt zogen. An Teilnehmer und Passanten verteilten sie Aufkleber mit dem Aufdruck "Stoppt Arbeitsplatzverlagerung bei Siemens VDO in Wetzlar" und Flyer für Auto-Heckscheiben.

Das Echo, so berichtet eine Teilnehmerin, war durchweg positiv: "Viele Menschen sprachen uns an, weil sie mehr über die Gründe der Schließung erfahren wollten. Sie sind sehr betroffen über das Schicksal von mehreren hundert Menschen, denen die Existenzgrundlage entzogen werden soll." Auch Armin Schild, Leiter des IG Metall-Bezirks Frankfurt, sprach in seiner Rede über die betriebswirtschaftlich unsinnige Schließung der Wetzlarer Produktion von Conti und kritisierte das vorhaben, trotz hoher Gewinne eine Fertigung "platt zu machen".

Dortmund: Schrumpfen ohne Ende?

Auch in Dortmund (Bild unten) kocht die Stimmung der ehemaligen Siemensianer. Conti will die Sensorik in ein Niedriglohnland verlagern, die Kraftstoffversorgung soll verkauft werden - und zwar alles möglichst schnell. Kollegen einer Frühschicht der Sensorik legten bereits einmal spontan die Arbeit nieder, als sie vorzeitig von den Plänen erfuhren, die eigentlich erst auf einer Belegschaftsversammlung bekannt werden sollten.

Die Sorge ist groß, und breitet sich mittlerweile über die Medien auf die ganze Region aus: Derzeit arbeiten am früheren Großstandort noch rund 1.250 Menschen; wenn Conti mit seinen "Strukturanpassungen" fertig ist, wird der Standort auf rund 350 geschrumpft sein - dass sich ein Erhalt dieser Reste langfristig auch nicht mehr lohnt, steht zu befürchten.

"Weit weg von normalen Leuten"

Der Kommentar in einer Regionalzeitung bringt auf den Punkt, was die Menschen glauben: "Wenn Milliardensprünge angekündigt werden, wenn sich die Vorstandsetage bedankt, dass man sich genau auf Linie befinde, und nun mitteilt, dass man jetzt aber bitteschön Strukturbedarf sieht, dann macht das deutlich, wie weit weg Unternehmenspolitik von normalen Leuten ist."