Siemens Dialog
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03.07.2024, 19:07 Uhr

Gesamtschwerbehindertenvertretung trifft Peter Löscher

  • 21.04.2009
  • Allgemein

Im November 2008 hatte Peter Löscher bei der Siemens-Betriebsräteversammlung auf Kritik durch die Vorsitzende der Gesamtschwerbehindertenvertretung, Gerlinde Aumiller, im Umgang mit schwerbehinderten Beschäftigten angeboten, die Thematik bei einem gemeinsamen Treffen ausführlich zu erörtern. Nach einem ersten Gespräch im Januar war es am sechsten April soweit.

Einen halben Tag lang nahmen der CEO und Siegfried Russwurm sich Zeit. Dabei wurden richtungsweisende Zusagen erreicht, deren Umsetzung in die Praxis nun im Fokus aller Schwerbehindertenvertretungen in der Siemens AG  steht.

Treffen mit Symbolcharakter

Gesamtschwerbehindertenvertreterin Gerlinde Aumiller und ihre Kolleginnen und Kollegen betrachten bereits den Termin mit Löscher, Russwurm und den Personalleitern der Sektoren an sich als kleinen Erfolg, da das Treffen Symbolcharakter für den Umgang mit Schwerbehinderten hat. Dass die konkrete Umsetzung dennoch keineswegs unter Dach und Fach ist, zeigt sich nach ihrer Einschätzung unter anderem durch den einen oder anderen Relativierungsversuch im Vorfeld der für den 21. April angesetzten Verhandlungen zu einer entsprechenden Integrationsvereinbarung.

Gute Absichten verbindlich umsetzen

Für die Gesamtschwerbehindertenvertretung gilt es nun, derlei Differenzierungen und Abschwächungen entgegenzutreten und verbindliche Vereinbarungen der grundsätzlichen Zusagen von Löscher und Russwurm durchzusetzen. Die nämlich können sich durchaus sehen lassen: So sollen durch zusätzliche Aktivitäten an Schulen und Integrationsfachdiensten mehr Ausbildungsplätze für schwerbehinderte Jugendliche entstehen, ergänzt durch ein verstärktes Angebot von Betriebspraktika und Schnupperlehren. Schwerbehinderte Hochschulabsolventen sollen mit speziell auf sie abgestimmen Recruiting-Programmen für Siemens geworben werden, denn, wie Aumiller betont: "Hochschulen sind keine behindertenfreien Zonen. Wenn wir mit unseren Schwerbehindertenquoten unter dem Soll liegen, sind die Hochschulen eine entscheidende Anlaufstelle, um das zu ändern." Siemens-intern schließlich sollen Bewerbungen von Schwerbehinderten auf freie Posten künftig bei entsprechender Eignung zwingend zu einem Vorstellungsgespräch führen.

Glaubwürdigkeit, respektvoller Umgang, soziale Verantwortung

Löscher betonte bei dem Treffen mit der Gesamtschwerbehindertenvertretung erneut grundsätzlich, dass ihm die Belange der schwerbehinderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein wichtiges Anliegen sind und ihre Beschäftigung ein Bestandteil der Firmenpolitik werden muss. Die Missachtung rechtlicher Vorschriften im Umgang mit Schwerbehinderten betrachtet er entschieden als inakzeptabel, Human Resources soll daher bei Verstößen konsequent eingreifen. Ein Grundsatzkonzept für den Umgang mit schwerbehinderten Menschen im Unternehmen soll Glaubwürdigkeit, respektvollen Umgang und die Beachtung sozialer Verantwortung in den Vordergrund stellen. Als unmittelbaren konkreten Schritt sagte Löscher zu, dem vor allem zum Thema Barrierefreiheit beratenden Accessibility Competence Center nach Jahren der Verzögerung eine tragfähige Finanzierung sowie eine seiner Bedeutung angemessene Ausstattung  zu gewähren - "endlich!", wie Aumiller zufrieden feststellt.

Gesonderte Betrachtungweise bei Personalanpassungen

Auf die Forderung der Gesamtschwerbehindertenvertretung, schwerbehinderte Mitarbeiter von Personalanpassungsmaßnahmen auszunehmen, solange sie die Quote von fünf Prozent im Unternehmen noch nicht erreicht haben, mochte Löscher hingegen noch nicht verbindlich eingehen. Sie will der Vorstand ebenso erst einmal beraten wie die nach einer Reduktion von Kosten- und Rationalisierungsdruck für Abteilungen mit sehr vielen schwerbehinderten MitarbeiterInnen. Für die Gesamtschwerbehindertenvertretung jedoch ist das einer der wesentlichen Punkte: "Hier würde soziale Verantwortung gegenüber schwerbehinderten Mitarbeitern wirklich greifbar und es wäre ein wichtiges Zeichen für alle Mitarbeiter in der Siemens AG, die von Behinderung betroffen sind."

Integrationsvereinbarung: Nägel mit Köpfen

Unter dem Strich bewertet die Gesamtschwerbehindertenvertretung das Treffen dennoch als vollen Erfolg, so das Fazit Aumillers: "Wir haben auf höchster Ebene Aufmerksamkeit auf die Belange der Schwerbehinderten gelenkt und dafür sensibiliert. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass in der Integrationsvereinbarung Nägel mit Köpfen gemacht werden und irgendwelche Zögerer und Zauderer die guten Ansätze nicht verwässern." Inwiefern das gelingt, davon will sich der Vorstandsvorsitzende bei einem Treffen zur Überprüfung der festgelegten Maßnahmen in einem Jahr selbst ein Bild machen.