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03.07.2024, 19:07 Uhr

Gesamtschwerbehindertenvertretung: Verbindliche Vorgaben gefordert

  • 24.02.2009
  • Allgemein

Als "nicht akzeptabel" und von ihm "in keiner Weise gebilligt" bezeichnete Peter Löscher auf der Betriebsräteversammlung der Siemens AG vergangenen November den Umgang mit schwerbehinderten Mitarbeitern im Rahmen des SG&A-Programms, den die Gesamtschwerbehindertenvertretung scharf kritisierte. Seitdem zeichnen sich Fortschritte ab.

Auf der Sitzung des Gesamtbetriebsrats Mitte Februar berichtete Gesamt- und Konzernschwerbehindertenvertreterin Gerlinde Aumiller (Foto) über die aktuelle Situation. Verbesserungen zeichnen sich ab, wenngleich zweifellos noch ein langer Weg vor der Gesamtschwerbehindertenvertretung (GSBV) liegt.

Treffen mit CHR

Bei einem Treffen mit Central Human Resources (CHR) wurden die von der GSBV angesprochenen Themen eingehend behandelt. Die Firmenseite räumte ein, dass die im Interessensausgleich festgelegten Vereinbarungen zum Schutze schwerbehinderte Mitarbeiter nicht ausreichend umgesetzt worden sind. Ein wichtiges Ziel muss daher sein, die durchgängige Sensibilisierung bei den handelnden Personen zu erreichen.

Vereinbarungen zum Umgang mit Schwerbehinderten

Diese Verständigung hat zu mehreren Vereinbarungen geführt. CHR verbreitet eine entsprechende Mitteilung zum Umgang mit Schwerbehinderten, außerdem wird ein Bericht zur Situation der Schwerbehinderten im Wirtschaftsausschuss als Teil des jährlichen Sozialberichts aufgenommen. Mögliche Prozessverbesserungen bei künftigen Restrukturierungen werden diskutiert, konkrete Einzelfälle in Zukunft auf dem Sektor HR Ebene, GSBV und CHR G&ECA behandelt. Die GSBV begrüßt diese Maßnahmen und ist entschlossen, sie auf örtlicher Ebene einzufordern und zu begleiten.

Gespräch mit Peter Löscher

Auch ein Gesprächstermin mit dem CEO Mitte Januar präsentierte sich vielversprechend. Er unterstützt generell die die Bemühungen der GSBV, sich für eine vorbildliche Integrationspolitik bei Siemens einzusetzen und eine integrative Personalpolitik für Menschen mit Behinderungen als Teil der Unternehmenskultur zu fördern. In diesem Zusammenhang bekennt Löscher sich eindeutig dazu, die gesetzliche Beschäftigungsquote von fünf Prozent zu erfüllen.

Das Themenfeld ist unter diesen Vorzeichen weit gesteckt - Hochschulrecruiting, Qualifizierung, Bildungsplanung, Karriereplanung, Barrierefreiheit und Arbeitsplatzsicherheit sind nur einige Stichworte. Da in einem Gespräch nicht alle Aspekte behandelt werden konnte, schlug der Vorstandsvorsitzende vor, einen halben Tag für den Dialog und ausgewählte Themen nach Vorstellung der Gesamtschwerbehindertenvertretung anzusetzen. Aumiller bewertet dies als klares Zeichen, dass es ihm nicht nur um Ankündigungen, sondern um eine Umsetzung geht.

Neugestaltung der Integrationsvereinbarung

Dieses Bekennntnis bildet einen positiven Hintergrund für die Neugestaltung der Integrationsvereinbarung zwischen Gesamt- und Konzernbetriebsrat und Siemens. Das Ziel sind verbindliche Vorgaben und Prozesse zu einer ganzen Reihe von Themen im Umgang mit schwerbehinderten Mitarbeitern; mit wohlklingenden Absichtserklärungen wird sich die GSBV nicht abspeisen lassen. Eine Arbeitsgruppe soll die Neugestaltung zügig und zielstrebig, aber auch gründlich verfolgen. Eine konzernweite erste Umfrage holt derzeit konkrete Vorschläge ein, die in den Entwurf einfließen sollen.

Aus den Standorten

Abschließend berichtete Aumiller an einem Beispiel, wie sich Menschen mit Behinderungen, die nicht in den ersten Arbeitsmarkt eingegliedert werden können, alternativ sinnvoll integrieren lassen. Mitarbeiter der Diakoniewerkstätten besuchten das Berliner Schaltwerk. Sie erhalten seit 2002 gezielt Aufträge, für Siemens fertigen sie Kabelbäume für den Antrieb von Hochspannungsanlagen. In einer Führung bekamen die Betroffenen einen Einblick über verschiedene Arbeitsschritte in der Schaltanlagenfertigung und einen Überblick, wie ihre gefertigten Produkte in den Fertigungsprozess integriert werden.