Siemens Dialog
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03.07.2024, 19:07 Uhr

"Wirtschaftlich verkraftbar und wohlbegründet"

  • 14.10.2008
  • Allgemein

Der erste IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber sieht die Metall- und Elektroindustrie nicht durch die Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen. In der laufenden Tarifrunde wäre er dennoch zu einem Entgegenkommen bereit, das der unsicheren Konjunktur Rechnung trägt: einer Verlängerung der Laufzeit für einen neuen Tarif.

Im aktuellen "<link http: www.spiegel.de wirtschaft _blank external-link-new-window>SpiegelSpiegel" erklärt Huber (Bild), er sei grundsätzlich "durchaus bereit, auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten zu reagieren." Das betreffe zum einen eine schnelle Einigung am Verhandlungstisch, zum anderen eine Verlängerung der Tariflaufzeit: "Denkbar ist ein Tarifvertrag, der 20 Monate oder länger läuft, statt der gewünschten 12 Monate." Das bedeutet jedoch keineswegs ein Einschwenken auf die Schwarzmalerei der Arbeitgeberseite: "Unsere Forderung ist wirtschaftlich verkraftbar und wohlbegründet. Die Unternehmen der hiesigen Metall- und Elektroindustrie haben 2007 und - nach Aussage der Arbeitgeber - auch 2008 die höchste Umsatzrendite seit 1970 erwirtschaftet. [...] Ich sehe in unserer Branche derzeit keine Krise."

"Versaut ohne Ende"

Ungewöhnlich harsche Schelte äußert der IG Metall-Vorsitzende in Richtung derer, die das derzeitige Finanzchaos verursacht haben oder in der selbst zu verantwortenden Schieflage nach Hilfe vom Staat rufen. Die "Zunft" der deutschen Ökonomen" bezeichnet er als "versaut ohne Ende. [...] Das sind die Schlechtredner der Nation, die sich immer auf der sicheren Seite fühlen." Und: "Dass die Steuergelder unserer Leute jetzt als Sicherheit für die Spekulationen größenwahnsinniger Banker herhalten sollen, finde ich - klar gesagt - zum Kotzen."

Politik vor Ökonomie

Als Konsequenz aus der Finanzkrise fordert Huber die überfällige "grundsätzliche Neuordnung der Finanzmärkte unter den Stichworten Solidarität, Transparenz und Regulierung." Einwänder der Bankenbranche, dies würde zu einer Fesselung der Märkte führen, lässt er nicht gelten: "Dummes Geschwätz. Als Schwabe war ich schon immer der Meinung, dass Wohlstand nicht durch Hedgefonds, Leerverkäufe oder Zweckgesellschaften in Steuerparadiesen geschaffen wird, sondern durch Arbeit." Unter der nötigen Regulierung versteht er dabei nicht etwa eine "Neuauflage sozialistischer Wirtschaftslenkung", sondern die Verwirklichung sozialer Marktwirtschaft - "aber bitte mit einem klaren Primat der Politik über die Ökonomie."