Siemens Dialog
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03.07.2024, 23:07 Uhr

"Früher war sogar die Zukunft besser"

  • 07.11.2008
  • Konzern

Während in Deutschland der durch den Konzernumbau bedingte Abbau zumindest formal geregelt ist und nun die Tarifrunde im Vordergrund steht, herrscht anderenorts bei Siemens weit weniger Klarheit. In Österreich befürchten Arbeitnehmer weitere Abbauwellen und reagieren mit starkem Protest.

Als sichtbares Zeichen für die offenbar ungewisse Situation schlossen sich am Donnerstag über 2.500 Menschen einem "Marsch für die Zukunft der Siemens-PSE" (<link http: www.pse.siemens.at _blank external-link-new-window>PSEProgram and System Engineering) in Wien an. Vorausgegangen waren Betriebsversammlungen, in denen die Betriebsräte den Beschäftigten mitgeteilt hatten, was offiziell bekannt ist - nämlich sehr wenig - und was sie befürchten: weiteren Arbeitsplatzabbau, der die bereits bekannten Maßnahmen noch übertreffen könnte; die Rede ist von 475 bis 500 der insgesamt rund 2.400 Stellen bei der PSE.

Vor diesem Hintergrund hatten der PSE-Betriebsrat und die Gewerkschaft der Privatangestellten (<link http: www.gpa-djp.at servlet _blank external-link-new-window>undefinedGPA) zum Protest aufgerufen. Die Demonstration startete um 14 Uhr am Wiener Franz Jonas Platz und zog zum Betriebsgelände der Siemens AG in Floridsdorf. Die GPA und der Betriebsrat werfen Siemens vor, die PSE im Zuge der Konzentration aufs Kerngeschäft "auszuhungern", indem ihr Aufträge der Sektoren vorenthalten werden. Vorausgegangen waren bereits eine Abmagerungskur beim Wegfall der früher zahlreichen Aufträge aus der Kommunikationstechnik und Stellenstreichungen im Zuge des Konzernumbaus.

Inoffiziellen Informationen zufolge soll die PSE nun neu aufgestellt werden, gemunkelt wird von einer angeblich schon existierenden Kündigungsliste mit 500 Namen. Bei Siemens dementiert man derlei Meldungen samt und sonders: Medien zitieren Unternehmenssprecher Harald Stockbauer mit der Aussage, Umstrukturierungen, eine Redimensionierung der PSE, Kündigungen oder gar eine Zerschlagung seien "derzeit kein Thema". Gleichzeitig räumt er jedoch ein, man führe "intensive Gespräche" mit den Belegschaftsvertretern.

Der PSE-Betriebsratsvorsitzende Ataollah Samadani hingegen befürchtet, Abbauüberlegungen gebe es sehr wohl. Er, die GPA und die Beschäftigten fordern deshalb öffentlich die nachhaltige Sicherung des Geschäfts, den Erhalt der PSE und ihre Integration als Software-Dienstleister im Konzern. Auf Transparenten erteilten sie im Rahmen der Demonstration die "Rote Karte für den Siemens-Vorstand" und stellten erbittert fest, "Früher war sogar die Zukunft besser".

Aus Sicht der Arbeitnehmerseite gibt es keineswegs zu wenig Arbeit. Sie verlangt daher eine Chance, ihr einst unbestritten ebenso erfolgreiches wie einträgliches Geschäft zukunftssicher weiterzuführen. Die GPA fasst in ihrer Meldung zu der Kundgebung zusammen: "Sowohl das Management des Stammhauses als auch das österreichische Management sind für die Entwicklung eines Zukunftsszenarios für das Unternehmen und die Sicherung der Arbeitsplätze verantwortlich. Es ist ein Gebot der Fairness, dass beim Wegfall eines Geschäftsfeldes aufgrund von Konzernentscheidungen dem Unternehmen ein Übergangszeitraum eingeräumt wird, um neue Felder im Bereich Forschung und Entwicklung zu erschließen."